more

hybrid encounters

Es scheint, als würde ein Trip nach München mal wieder lohnen…

25. November 2008, 20.00, Muffathalle Muenchen, Studiospace

Kunst mit Biomedien: Von ‘opferlosen’ Steaks und lebendiger Aesthetik
mit Jens Hauser und Oron Catts
moderiert/organisiert von Susanne Jaschko
http://www.tca.uwa.edu.au/
Kuenstler sind in den Labors. Biotechnologie ist nicht mehr bloss Thema oder Metapher, sondern Gestaltungsmittel. Die Spezies dieser juengst heranwachsenden Kunst zweckentfremdet biotechnologische Methoden und stellt unsere tradierten Menschen- und Koerperbilder zur Debatte. Seien es Transgenese, Synthese kuenstlicher DNA-Sequenzen, Zell- und Gewebekultur, physiologische Selbst-Experimente, Neurophysiologie, oder der subversive Umgang mit Visualisierungstechniken der Molekular-Biologie – hier gehen Kuenstler bewusst ueber das Symbolische hinaus und manipulieren das Lebendige. Welche Rolle kommt dem (Bio-)Kuenstler in einer Zeit zu, in der sich die Naturwissenschaften selbst zu potenten Bilderproduzenten gemausert haben? Stehen uns biotechnologische Homestudios ins Haus?

Der deutsche Kurator und Mediewissenschaftler Jens Hauser und der australische Tissue-Culture-Kuenstler Oron Catts debattieren, wie Kunst mit Biomedien einerseits streitbare Zukunftsperspektiven inszeniert und andererseits subversiv Aengste und Hoffnungen im neuen Kult des Moeglichen abwaegt. Denn hinter den Praxen sich vermeintlich pandorisch oder promotheisch gebaerdender Kuenstler-Ingenieure materialisiert jene Kunst gegenwartsphilosophische Hinterfragungen angesichts der fortschreitenden Technologisierung des Lebendigen, und veranschaulicht dem Menschen seine unmittelbare Zugehoerigkeit zum Tier- und Pflanzen-Reich. Die Kunst der Transformation in vivo oder in vitro, welche Biomaterial auf Kleinstebene (Zellen, Proteine, Gene, Nukleotide) manipuliert, dekonstruiert unsere anthropozentrische Weltsicht und spiegelt den Makro- im Mikrokosmos. Wie laesst sich das instrumentalisierte Verhaeltnis zur Tierwelt halten, während in der Gen- und Stammzellforschung die Artenschranken fallen? Welchen Status hat ein Mensch, dem gentechnisch adaptierte Schweine-Organe transplantiert werden? Welcher ‘Natur’ werden seine Kinder sein? Welche Organe und Koerperergaenzungen lassen sich zuechten, und wie reagiert Kunst auf die vollmundigen Versprechungen des biowissenschaftlichen Diskurses? Wird es dank Biotechnologie opferlose Fleisch- und Lederproduktion geben?

Diese Lecture-Performance ist die Auftaktveranstaltung der ‘Hybrid Encounters – Kunst und Forschung zwischen DNA und Programmiercode’-Reihe. Mehr Informationen unter
http://www.sujaschko.de/en/curating/lecture/biot.html und
http://www.muffathalle.de/cms/veranstaltungen.php?typ=muffat