Drei beispielhafte Anwendungen mit überraschenden Aspekten:
Obertöne erzeugen, Impulse zählen und Schall mit Plasmaentladungen erzeugen. Mit vortragsbegleitender Live-Demonstration dieser Anwendungen (Dipl.Ing.Henry Westphal, Tigris-Elektronik GmbH Berlin und TU-Berlin).
Obertöne erzeugen:
Die elektrische Gitarre ist das dominierende Instrument der heutigen populären Musik. Ihr charakteristischer Klang entsteht jedoch erst im Zusammenwirken mit den leicht gekrümmten Kennlinien der Elektronenröhren, womit ein bestimmtes Obertonspektrum entsteht. In den 1950-er Jahren entwickelte sich der bis heute übliche Stil des E-Gitarrenspiels in enger Wechselwirkung zwischen den damaligen musikalischen und technischen Weiterentwicklungen. Auch heute noch werden hochwertige Profi-Gitarrenverstärker fast ausschließlich mit Elektronenröhren hergestellt. Derzeit laufende Untersuchungen an der TU-Berlin zeigen, daß sich der Mythos des besonderen Klangs von Originalröhren aus den 1950-er Jahren meßtechnisch nachvollziehen und plausibel begründen läßt.
Impulse zählen:
Digitaltechnik ist „Null und Eins“? Meistens, aber nicht immer. Es gab auch schon ganz andere Konzepte. Im Jahr 1949 hat Philips eine dekadische Zählröhre erfunden, in der die Zustände „0“ bis „9“ durch zehn diskrete Spannungsniveaus dargestellt werden. Die Röhre vereinigt die Funktionen „Zählen“, „Speichern“ und „Anzeigen“, ist somit die erste digitale integrierte Schaltung der Welt. Sie steht beispielhaft für eine aus heutiger Sicht absolut unkonventionelle Form von Digitaltechnik, deren Weiterentwicklung in den späten 1950-er Jahren, zugunsten des sich rasch durchsetzenden Transistors, aufgegeben wurde. In einem Projekt im Rahmen der Lehre an der TU-Berlin kamen diese Röhren wieder zum Einsatz.
Schall mit Plasmaentladungen erzeugen:
Schallwandlung mit Plasmaentladungen geschieht ohne die Trägheit mechanisch bewegter Masse und ohne Richtwirkung. Damit ist eine transparente und prägnante Hochtonwiedergabe im High-End-HiFi-Bereich möglich. Die, in guten CD-Aufnahmen vorhandene, Räumlichkeitsinformation kommt in verblüffender Weise bei der Wiedergabe zur Geltung. Aufgrund der hier benötigten Spannungen im zweistelligen kV-Bereich sind Elektronenröhren für die Plasmaerzeugung auch heute noch prädestiniert. Im Rahmen der Lehre an der TU-Berlin wurde ein kompromisslos auf Wiedergabequalität ausgelegtes Plasma-Hochtönersystem entwickelt. Tigris-Elektronik hat jüngst einen röhrenbestückten Plasma-Generator an eine süddeutsche Forschungseinrichtung geliefert.
Deutsches Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin, Vortragssaal